30-jähriges Jubiläumsfest Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter e.V.

Gemeinsam statt einsam. Eine 30 Jahre alte Idee als Zukunftsidee

Zum Festakt am 14. Juni 2023 lud der Verein Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter e.V. namhafte Vertreter:innen aus der Münchner Politik und Stadtverwaltung und viele engagierte Frauen jeden Alters ein, um sein 30-jähriges Bestehen zu feiern.

Wirtschaftspsychologin Dr. Christa Lippmann hatte den Verein 1991 gegründet, um Frauen auch im Alter ein bezahlbares Wohnen und ein Eingebundensein in einer funktionierenden Hausgemeinschaft zu ermöglichen. Sechs Wohnprojekte hat der Verein bereits gegründet, eines wird in Kürze fertiggestellt. Es sollen sechs weitere folgen – dies ein Beschluss des Münchner Stadtrats.

So berichtete Frau Dr. Lippmann in ihrer Begrüßungsrede von ihren ehrenamtlichen Bemühungen, älteren Frauen, die so viel in ihrem Leben geleistet haben, ein würdiges Leben im Alter zu ermöglichen. Mit viel Auf und Ab und Unterstützung weitsichtiger Lokalpolitiker:innen, fand Christa Lippmann in der Münchner kommunalen Wohnungsbaugesellschaft schließlich die richtige Partnerin. Ihre Erfindung – wie sie sie nennt – die „Wasserdichten Kooperationsverträge“ konnte sie mit den Vorständen der Gewofag aushandeln. Die Idee: Der Gruppe mit München-Modell-berechtigten Seniorinnen steht ein Kontingent an altersgerechten, bezahlbaren Wohnungen zur Verfügung.

Die Damen organisieren sich als Verein und bilden eine Sorgende Hausgemeinschaft, die miteinander feiert, spielt, Exkursionen macht. Sie sorgen füreinander mit kleineren Hilfen, die den Alltag erleichtern. Die Gewofag stellt in einem Wohnkomplex 8–10 kleine Wohnungen bereit, die dann von den Mitgliederinnen des Vereins bewohnt werden. Meist steht den Damen auch ein Gemeinschaftsraum zu Verfügung, wo sie sich treffen und austauschen und sich in ihrem Wohnkomplex engagieren. Entscheidender Erfolgsfaktor dieses Wohnprojekts ist ihre eigene sorgfältige Auswahl der Damen, die in die Sorgende Hausgemeinschaft ziehen. Sie sollten offen, engagiert und Menschenfreundinnen sein. Auch eine Regelung zur Nachbelegung hat der Verein mit der Wohnungsbaugesellschaft ausgehandelt.

Das große Engagement von Dr. Lippmann und ihren Mitstreiterinnen kann nicht genug gewürdigt werden – da waren sich alle Festredner:innen einig. 906,– € ist das Durchschnittseinkommen von Münchner Seniorinnen, 30% der älteren Bevölkerung ist armutsgefährdet. Diese Zahlen nannte Sozialreferentin Dorothee Schiwy, die nicht müde war in ihrer Rede zu betonen, wie wichtig bezahlbare Wohnungen für eine funktionierende Stadtgesellschaft wären. Orte, die Gemeinschaft stiften, wo man sich zu Hause fühlt. Mit Autarkie, Selbstbestimmung und Gemeinschaft bis ins hohe Alter.

Auch Christian Müller, Münchner Stadtrat dankte dem Verein für den wertvollen Beitrag zur Stärkung der Stadtkultur. Er setzt sich ein für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Wohnsituation von Seniorinnen mit ihren spezifischen Fragestellungen und Bedürfnissen. Derzeit laufen München-Modell-Bindungen aus, er befürwortet die Sicherung durch längere Laufzeiten bei Belegungsbindung durch Belegrechteankauf.

In einer flammenden Rede lobte Diana Stankovitz (SPD) diese 30 Jahre alte „Zukunftsidee“. Frauen arbeiten ihr Leben lang, leisten Care-Arbeit bei ihren Kindern und (Groß-)Eltern. Gesellschaftliche Probleme werden weltweit von Frauen gelöst. Sie leisten Entwicklungshilfe. Überall. Frauen müssen gefördert und unterstützt werden.

Die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk lobte das Engagement, die Kraft, das Durchhaltevermögen des Vereins. Die Sorgende Hausgemeinschaften strahlen durch ihre Offenheit und ihr Engagement in das kulturelle Leben, in die Nachbarschaft und wirken integrativ im gesamten Quartier.

Alle waren sich einig: Ein solcher Verein kann und darf nicht ehrenamtlich geführt werden. Es braucht Vollzeitstellen. Es muss finanziell honoriert werden, dass im Sinne von Seniorinnen agierert wird und dafür gesorgt wird, dass allein stehende Damen lange selbstbestimmt wohnen und füreinander da sein können.

Ein SZ-Beitrag vom 21.09.23: Wohnen im Alter – Gemeinsam alt werden

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