Einfach ökologisch bauen – einfach ökologisch wohnen

Rückblick mitbau IMPULS: Einfach ökologisch bauen – einfach bezahlbar wohnen  

Rückblick mitbau IMPULS

Über einen außergewöhnlichen Rahmen mit besonderen Kooperationspartnern freuten wir uns für unseren monatlichen „mitbau Impuls“ im Oktober. Das erste Mal seit langem fand er ausschließlich in Präsenz statt in den Räumen der Architekturgalerie, wo sie bis 9. November die Ausstellung „Faktor Wohnen“ der Stiftung Trias beherbergte. Passend zur Ausstellung stellte uns Yvonne Außmann, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Wogeno, das neue ökologisch und einfach gebaute Haus in Bad Aibling vor.

Schon vorab bekam sie von Nicola Borgmann, die verantwortliche Redakteurin der Architekturgalerie, ein großes Lob: „Das ist der beste Wohnungsbau, den wir gerade in Deutschland haben“.  
Doch warum ist er so überzeugend? Was bedeutet „einfach bauen“?  

Die 22 Wohnungen sind in einem Holzbau im gleichmäßigen Raster von 3,10m untergebracht, mit vor die Fassade gestellten Balkonen. Die Treppenkerne aus Beton sind aus Gründen des Brandschutzes und als Speichermasse die einzigen konstruktiven mineralischen Elemente. Es gibt keinen Keller und keine Tiefgarage, sondern den „guten, alten Speicher“ und PKW Stellplätze am Haus und in einem Parkhaus. Ansonsten kommt das Haus ganz ohne Technik aus, es gibt keine elektrische Lüftung, keinen elektrischen Sonnenschutz, keine einzelnen Stromzähler. Die Stromleitungen wurden „auf Putz“ verlegt, alle Bäder sind gleich, kamen vorgefertigt und mussten nur noch angeschlossen werden. Das Dach ist mit Bitumen gedeckt, an den meisten Stellen befinden sich Photovoltaikelemente darüber. Nur eines von zwei Treppenhäusern ist mit einem Aufzug ausgestattet. Das heißt, nicht alle Wohnungen sind barrierefrei. Hier setzt die Genossenschaft auf Umzugsbereitschaft innerhalb des Hauses.  

Sich für diese Art zu Bauen zu entscheiden, bedeutet auch auf jegliche Art von Förderung zu verzichten. Erreicht wurde ein Energieeffizienzhausstandart von 58, 55 hätte es zu diesem Zeitpunkt gebraucht, um einen geförderten Kredit der KfW Bank zu bekommen. Dafür wäre aber der Einbau von mehr Technik notwendig gewesen. Auch geförderter Wohnungsbau des Freistaates Bayern ist unter diesen Umständen nicht möglich. Hier gibt es strenge Regeln zu Zimmergrößen und Wohnungsgrößen, diese in einem immer gleichen Raster herzustellen ist unmöglich. Dafür reduzierten sich Planungs- und Bauzeit um ein Vielfaches. Das eingespielte Planungsteam um den Architekten Professor Florian Nagler und das Generalunternehmen B&O brauchte nur ein halbes/dreiviertel Jahr Planungszeit und ein gutes Jahr Bauzeit. Innerhalb einer Woche konnte ein Stockwerk hochgezogen werden.  

Besonders wird das Gebäude durch seine außergewöhnlichen gestalterischen Details und räumlichen Wohnkomfort. Das Haus macht einen freundlichen Eindruck und zeichnet sich trotz des einheitlichen Rasters durch eine belebte Fassade aus. Ein Spiel aus vorgegrautem und naturbelassenem Holz betont die Balkone und Fensteröffnungen. Die tiefen Fensterlaibungen an der Nordfassade mit Fensterläden verleihen dem Gebäude einen besonderen Charme. Etwas „stadelhaftes“ geben dem Haus die angelehnten Balkone an den kurzen Gebäudeseiten. Wert wurde auch auf eine großzügige Eingangssituation und den dahinterliegenden Gemeinschaftsraum gelegt. Daran angeschlossen ist das für alle zur Verfügung stehende Gästeappartement. Nahezu alle Wohnungen sind in zwei Himmelsrichtungen ausgerichtet. Eher komfortabel ist auch die Raumhöhe von 2,60m.

Für die Wogeno war dieses Haus ein Experiment und die Möglichkeit, die Idee des genossenschaftlichen Bauens ins Umland zu tragen. Kompromisse machte sie in den Wohnungsgrößen. Die fielen deutlich größer aus als in der Stadt, müssen in Bad Aibling aber auch eine Alternative zu großzügigen Häusern bieten. Und trotzdem war die Erstbelegung trotz der hohen Qualitäten, verbunden mit einer günstigen Miete von 11,80€/qmWF und einer Einlage von 800€/m²WF alles andere als ein Spaziergang. Die Vermarktung hat sich als sehr schwierig erwiesen. Doch der Vorteil wurde recht schnell erkannt, nach der Erstbelegung wächst das Interesse an genossenschaftlichem Wohnen in Bad Aibling deutlich.

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