Grundsteinlegung "das große kleine Haus" im Kreativquartier
Das „große kleine Haus“ verspricht ein besonderes, genossenschaftliches Wohnprojekt zu werden: es vereint als erstes gemeinnütziges Projekt Wohnen und Gewerbe, ist Pilotprojekt für die Gebäudeklasse E, baut mit Holz und verwendet bereits gebrauchte Bauteile. Zusätzlich wird es an einer prominenten Stelle im Kreativquartier gebaut. Es verzahnt das Wohnviertel im Kreativfeld mit den bestehenden gewerblich genutzten Gebäuden. All dies sind ambitionierte Ziele. Zusätzlich hat es die Teuerungen und unvorhergesehenen Umstände durch die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg überstanden. Wenn da die Grundsteinlegung kein Grund zum Feiern ist!
Das Wetter war dem Vorhaben wohlgesonnen und neben den Mitgliedern der Genossenschaft kamen auch Ministerialdirektor Thomas Gloßner vom Bayerischen Staatsministerium, die Referentin des Planungsreferates Frau Prof. Dr. Elisabeth Merk, für den Bezirksausschuss Frau Anna Hanusch, die Präsidentin der bayerischen Architektenkammer Lydia Haack und viele mehr.
München kann sich auf eine architektonische Attraktion freuen. Das Haus wird nicht nur durch seine Höhe im Kreativquartier auffallen, sondern auch durch die am Hochpunkt aufsteigende außenliegende „Chaostreppe“. Die Genossenschaft hat sich vorgenommen, seine Nachbarschaft im Kreativquartier zu bereichern. Auch im Innern ist einiges los. Sowohl beim Gewerbe als auch beim Wohnen findet sich eine bunte Mischung unterschiedlicher Nutzer:innen. Die 1–5 Zimmer großen Wohnungen beziehen zum großen Teil die Genoss:innen des großen kleinen Hauses, 2 Wohnungen sind jedoch für den Verein „Neue Wege e.V.“ reserviert. Die Gewerberäume im Sockel teilen sich unter anderem ein Architekturbüro, Ateliers für Kunstschaffende und der Verein „Cooperative beschützende Arbeitsstätten“, der seine Zentrale und den Gebäudereinigungsbetrieb „Putzblitz“ dorthin verlegen wird.
Darüber, wie sich ein gemeinschaftlicher Planungsprozess anfühlt, sprach Laura Weißmüller, Genossin und künftig Wohnende beim großen kleinen Haus. Sie ist gleichzeitig Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, hat schon viel über gemeinschaftliche Wohnprojekte geschrieben und macht nun den Selbstversuch. „Es zehrt an den Nerven, wenn Diskussionen sich im Kreis drehen, wenn viele Vieles wollen und es doch eine gemeinsame Lösung geben muss.“ Doch ihrer Meinung nach entstehen in diesen Prozessen wunderbare Häuser, die Alternativen aufzeigen gegenüber der Stapelung von immer gleichen Grundrissen. Die künftig Wohnenden lernen sich in Workshops kennen und durch den Bauprozess entstehen Freundschaften. Über das gemeinsame Bauen entstehe eine Gemeinschaft, so Weißmüller. „Das Haus zeigt die Kraft des gesellschaftlichen Miteinanders.“
So eine Kraft brauchte es auch, um das Kreativquartier an der Dachauer Straße zu entwickeln. Frau Prof Dr. Merk betont in ihrer Rede, wie Planungsreferat und Kulturreferat gemeinsam um gute Lösungen für das Quartier gerungen haben. Bestehendes mit Neuem zu verbinden war eine neue Idee und sie hätten sich getraut, diese auszuprobieren. Sie befindet: „Das Kreativquartier kann jetzt mehr“ als die ursprünglich vorgesehene Werkbundsiedlung.
Zusätzlich zu all diesen Besonderheiten ist das “große kleine Haus” auch noch Pionier in der neuen Gebäudeklasse E (einfach und innovativ). Es legt als erstes Pilotprojekt in Bayern seinen Grundstein. Auf diese Weise können diverse Abweichungen genehmigt werden, die das Bauen flexibler und kostengünstiger machen sollen. Gebrauch macht es davon, zum Beispiel, bei Rampenneigungen oder beim Schallschutz.
Gemeinschaftliche Wohnprojekte gelten als Pioniere. Dieses Haus wird ein weiteres leuchtendes Beispiel werden.