Jahrestagung der Wohnraumförderung und Städtebauförderung in Bayern
Die Jahrestagung der Wohnraumförderung und Städtebauförderung des Freistaates Bayern fand am 09.07.2025 in Freising unter dem Motto „Gemeinsam gestalten: Orte für heute und morgen“ statt. In diesem Jahr hatten zwei gemeinschaftliche Wohnprojekte die Gelegenheit, ihre Konzepte als Best-Practice-Beispiele vorzustellen.
Einblicke aus der Politik
Minister Christian Bernreiter eröffnete die Tagung mit einem umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen im geförderten Wohnungsbau. Leider konnte er keine positiven Nachrichten bezüglich zusätzlicher Mittel für die EOF-Förderung (Ergänzende öffentliche Förderung) verkünden. Angesichts der hohen Nachfrage sind die Mittel für die nächsten zwei Jahre bereits ausgeschöpft. Die Gründe für diese hohe Nachfrage liegen darin, dass Bauträger, die zuvor auf frei finanzierte Wohnungen setzten, nun verstärkt auf den geförderten Wohnungsbau umschwenken. Dies stellt insbesondere Genossenschaften und Mietbauträger vor große Herausforderungen, die traditionell im sozialen und geförderten Wohnungsbau tätig sind und nun ohne nennenswerte Fördermittel dastehen. Viele dieser Akteure sind gezwungen, bereits begonnene Projekte nicht abzuschließen, was zu großen Unsicherheiten führt.
Trotz dieser negativen Entwicklung betonte Bernreiter die beachtliche Fördersumme, die Bayern für den Wohnungsbau bereitstellt – die größte in Deutschland. Er bezeichnete sich gar als „deutschen Meister“ der Wohnungsbauförderung und äußerte die Hoffnung, dass der „Bauturbo“ des Bundes bald auch den frei finanzierten Wohnungsbau wieder ankurbeln kann. Zudem kündigte er weitere Mittel für studentischen Wohnungsbau sowie für das Programm „kommWFP“ an, das Kommunen zugutekommt.
Gemeinsam gestalten: Ein Ansatz für die Zukunft
Ein wichtiger Teil der Tagung war die theoretische Einführung vom Soziologen Armin Nassehi zum Thema Städtebau. Nassehi wies darauf hin, dass der Städtebau ein hochkomplexes Feld ist, in dem die Wünsche und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger oft in Konflikt stehen. Dies erschwere die Bürgerbeteiligung erheblich. Viele Bürger:innen haben sich bereits im Vorfeld eine Meinung gebildet und bringen diese zur Diskussion, was zu einer mangelnden Sachdiskussion und Inkompetenzunterstellungen führt.
Wie man solche Herausforderungen bewältigen kann, zeigten die Bürgermeister von den Kommunen Freising, Neuschönau und Oettingen eindrucksvoll. Sie integrierten die Bürgerschaft in ihre Projekte, seien es die Neugestaltung der Innenstadt in Freising, der Umbau des alten Rathauses in Neuschönau oder die Sanierung des Gasthofes Krone in Oettingen. Informationsveranstaltungen und Baustellenführungen gewährten den Bürgerinnen und Bürgern Einblicke und ermöglichten eine aktive Teilnahme an den umfangreichen Vorhaben. Die finanzielle Unterstützung durch die Städtebauförderung des Freistaates war bei der Umsetzung der Projekte entscheidend.
Innovative Wohnformen als Vorbilder
Die beiden vorgestellten gemeinschaftlichen Wohnprojekte zeigen, wie Bürger:innen selbst Projekte initiieren können. Rainer Hofmann von Bogevischs Büro stellte die Genossenschaft „das große kleine Haus“ im Kreativquartier München vor. Dieses Projekt ist Pionier im Bereich zirkuläres Bauen und erreicht die Gebäudeklasse E. Mehr über dieses innovative Projekt können Interessierte in unserem Artikel erfahren.
Das zweite Projekt, vorgestellt von Theo Peter vom BauzeitNetzwerk, entstand aus einem Bürgerentscheid in Garmisch, der sich klar gegen den Bau eines Hotelkomplexes im Ortskern aussprach. Auf Basis dieser Abstimmung entwickelte eine Baugemeinschaft ein Konzept, das Familienwohnen, Herberge und Bestandssanierung miteinander vereint. Heute fügt sich „das Quartier“ harmonisch in den Ortskern ein und stellt eine wertvolle Bereicherung für die Stadt dar.
Fazit
Die Jahrestagung hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig gemeinschaftliche Ansätze im Wohnungsbau sind und welche Rolle die Bürgerschaft bei der Gestaltung ihrer Städte spielen können. Gleichzeitig wurden die Herausforderungen und Anforderungen deutlich, die es zu bewältigen gilt. Es bleibt zu hoffen, dass die politische Unterstützung und die Innovationskraft der Bürger:innen Hand in Hand gehen, um gemeinsam Räume für eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.