Mietshäuser Syndikatsprojekt Görzer128 

Eine Perle für Ramersdorf-Perlach

Der erste Neubau des Mietshäuser Syndikats in München ist bezogen. Das Gebäude ist kein „gelandetes Ufo“, aber dennoch erfrischend anders. Es zeigt, wie Wohnungsbau-Architektur auch sein kann. Die Hülle aus Holz, unterbrochen von abstehenden Wellmetallelementen, hebt sich von der Umgebung ab. Die Kubatur des Hauses wiederum fügt sich ein. Einladend ist der für die Umgebung seltene offene Vorgarten und die wunderschöne Fichte. Ein Farbtupfer sind die grünen, spanischen Holzrollos, die sich unter den Metallelementen verbergen. In der Nachbarschaft kommt das neue Gebäude gut an. Ein älterer Herr mit Krückstock kommentiert das Gebäude im Vorbeilaufen mit „schön!“.

Den Zuschlag für das Grundstück hat die Gruppe „Schwarmstimmung“ des Mietshäuser Syndikats bei einer Konzeptausschreibung der Landeshauptstadt München im Jahr 2021 erhalten. Sie setzen auf „Selbstverwaltung, Schwarmintelligenz und Skillsharing“ und hatten aus Sicht der Vergabekommission die besten Ideen für den zu errichtenden Wohnraum im städtisch geförderten „München Modell“. Anschließend traf sich ein fester Kern von 7-8 Personen einmal in der Woche, um die Bauherrn-Aufgaben wahr zu nehmen, Entscheidungen zu treffen, Gelder einzuwerben und, und, und.  

Eingezogen sind im Dezember 2024 13 Personen im Alter von 5 bis 54 Jahren. Sie leben auf drei Etagen in Wohngemeinschaften zusammen. Jede Etage ist unterschiedlich aufgeteilt und hat jeweils eine gemeinsame Küche mit Wohnbereich. Im Erdgeschoss orientiert sich zur Straße hin ein zusätzlicher Gemeinschaftsraum in dem alle Bewohner:innen Platz haben. Dieser soll für die Nachbarschaft geöffnet werden. Ein wenig lauter zugehen wird es im Probenraum im Keller.  

Das Haus ist von den jungen Architektinnen von „etal-Architekten“ zukunftsfähig gedacht worden, sowohl was die Auswahl der Baustoffe angeht als auch die Flexibilität der Grundrisse. Es ist in Holzbauweise errichtet. Die in den Innenräumen offenliegende Holzdecke gibt eine warme Atmosphäre und ist ein Gegenpol zu dem als Estrich belassenen Fußboden. Aus den drei Wohngemeinschaften ließen sich acht abgeschlossene Wohnungen machen. Die dafür nötigen Küchenanschlüsse sind bereits vorgerüstet. Acht Wohnungen waren auch die Grundlage zur Berechnung der Stellplätze. Der Stellplatzschlüssel konnte durch die Einreichung eines Mobilitätskonzeptes auf 2 Stellplätze verringert werden. Diese werden auf dem Grundstück nachgewiesen und eine kostenintensive und grundstücksversiegelnde Tiefgarage konnte somit vermieden werden. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Hauses liefert Strom für die Bewohner:innen.   

„Ohne ehrenamtliches Engagement wäre es wahrscheinlich nicht möglich gewesen, das Haus so zu bauen“, sagt eine Bewohnerin. Das „München Modell“ schreibt einen Mietendeckel vor, den es einzuhalten gilt. Die Gruppe hat sowohl konzeptionell mitgewirkt (in dem sie beispielsweise das Mobilitätskonzept selbst erstellt haben) als auch handwerklich am Bau Eigenleistung erbracht. So wurden zum Beispiel die spanischen Rollläden selbst montiert. Diese sind ein Beispiel für „einfaches Bauen“ welches in anderen Konstellationen undenkbar wäre. Welcher Bauherr kann seinen Mietern zumuten, dass Fenster zu öffnen und dann an einer Schnur zu ziehen, um die Rollläden zu öffnen oder herabzulassen? Die Schnüre dafür sind locker an der Fassade festgeknotet und baumeln im Wind. Ein äußeres Zeichen für das etwas unkonventionelle Wohnen in diesem Haus. 

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