Rückschau der Wohnbund-Tagung in Chemnitz 

Die Wohnbund-Tagung „Wohnungsfragen im gesellschaftlichen Umbruch“ führte am 21. November 2025 Expertinnen und Experten in der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz zusammen. Die Veranstaltung zeigte: Einheitliche Rezepte greifen zu kurz – gefragt sind differenzierte Strategien und neue Konzepte für unterschiedliche regionale demografische Entwicklungen.

Gleich am Hauptbahnhof begrüßt eine bunt beleuchtete Fassade die Gäste aus aller Welt in der Europäischen Kulturhauptstadt 2025. Tagungsort war die „Stadtwirtschaft“, ein zu einem Kreativhof umgebautes Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Stadtreinigung. Die Stadt vermietet es zu günstigen Konditionen an Vereine und Start-ups und soll das Gründerzeitviertel „Sonnenberg“ aufwerten. Der Ort bietet kreativen Akteurinnen und Akteuren Raum, Ideen zu entwickeln und umzusetzen – und dem Wohnbund die Möglichkeit, Wohnfragen weiterzudenken und zu analysieren.

Welcher gesellschaftliche Umbruch derzeit stattfindet und wie er mit den Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt zusammenhängt, wurde im Vortrag von Dr. Florian Breitinger vom Berlin-Institut deutlich. Er formulierte drei zentrale Thesen: Wir werden älter, wir werden diverser und wir werden weniger. Zwar bleibt die Bevölkerungszahl im Bundesdurchschnitt stabil – allerdings nur aufgrund des Zuzugs aus anderen Ländern. Ohne Migration wäre vielerorts immer weniger Infrastruktur finanzierbar.

Unterschiedliche Entwicklungen erfordern differenzierte Wohnraumstrategien

Städte, aus denen Menschen abwandern, geraten in eine sogenannte Abwärtsspirale: Mit jedem Rückgang der Bevölkerung sinkt das Angebot, wodurch weitere Menschen die Region verlassen. Zugleich zeigt sich ein Trend vom Land in die Stadt. Ballungsräume wie München, Frankfurt, Berlin und Hamburg werden weiterwachsen, während ländliche Regionen Bevölkerung verlieren. Dort leben heute bereits überwiegend Menschen über 67 Jahre.

Selbst eine Stadt wie Chemnitz weist einen Wohnungsleerstand von rund 10 Prozent auf. Auch hier konzentriert sich die ältere Bevölkerung eher in den äußeren Stadtteilen, während im Zentrum vor allem jüngere Menschen leben. Diese Entwicklungen machen deutlich, dass die bundesweit propagierte Strategie „bauen, bauen, bauen“ lediglich für die wachsenden Ballungsräume relevant ist. Die Regionen entwickeln sich sehr unterschiedlich – und es braucht kreative Konzepte, um diesen Wandel sinnvoll zu gestalten.

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