Rückschau Fachgespräch „Bauleitplanung“

Welche Hürden und Hindernisse entstehen bei der Umsetzung von Projekten in Zusammenhang mit Bebauungsplänen, welche Befreiungen sind erforderlich, welche Kosten entstehen dadurch und wie könnten diese vermieden werden? Um dies gemeinsam mit Projektakteuren und Planer zu erörtern, lud die mitbauzentrale am 28.02.2024 zum Fachgespräch ein.  

Beispielhaft stellte Rut Gollan von der wagnis eG den Teilnehmenden das neue Projekt „wagnisWest“ der Genossenschaften „wagnis“ und „münchen west“ in Freiham vor. Bei diesem Projekt stand schon zum Zeitpunkt des Zuschlags für das Grundstück die erste nötige Befreiung vom Bebauungsplan fest, denn eine Geschossflächenmehrung für den 1. Bauabschnitt war durch den Stadtrat beschlossen worden und konnte mit den vorgegebenen Baukörpern nicht umgesetzt werden. Für eine Genossenschaft nicht geeignet war die angedachte Reihenhaustypologie. Ein weiteres Hindernis stellte die vom ausschließlich über den Innenhof funktionierende Anleiterbarkeit der Feuerwehr dar.

Das Architekturbüro „alles wird gut“ hat Antworten auf diese Problemstellungen gefunden und auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung standen den Ideen offen gegenüber. Für die wagnis waren sie jedoch mit Gebühren und erhöhtem Arbeitsaufwand verbunden. Die insgesamt 15 nötigen Befreiungen zur Fortschreibung des Bebauungsplans zu einem genossenschaftlichen Quartier haben Kosten im erheblichen sechs-stelligen Bereich verursacht. Ein weiteres kostspieliges Resultat aus dem Bebauungsplan ist die im Bebauungsplan festgesetzte mögliche Nachtbelieferung eines Supermarktes auf dem Nachbargrundstück. Nach Recherchen der wagnis gibt es in Deutschland lediglich einen weiteren Supermarkt mit Nachtbelieferung. Diese Möglichkeit zieht für die Wohnbebauung der Genossenschaft hohe Kosten für den Lärmschutz der Wohnungen nach sich.

Andere Genossenschaften nickten und konnten ähnliche Fälle bestätigen. „Unter 8-10 Befreiungen kommt man nicht durch in München“, war die Aussage eines in der Runde anwesenden Architekten. Beispielsweise hat die Genossenschaft raumFAIR ca. 12 Befreiungen benötigt für die Errichtung ihres ersten Hauses in Freiham. Die Kosten dafür beeinträchtigen das Projekt. Ebenfalls sind die aktuellen Bebauungspläne nicht ausgelegt, um Häuser im Holz-Hybridbau herzustellen. Viele Vorgaben in Bebauungsplänen sind bereits überholt, wenn die Realisierung der Gebäude beginnt. Oftmals sind sie unwirtschaftlich und auch klimaschädlich.

Die Teilnehmenden der Runde waren sich einig darüber, dass für bezahlbaren Wohnraum die Parameter für eben diesen definiert, werden müssen. Bebauungspläne sollten einfacher gestaltet werden mit abstrakteren Zielen. Konkrete Ziele sollten verfolgt werden mit dem Ziel kostengünstiges und nachhaltiges Bauen zu ermöglichen.  Eine Änderung bei der Erstellung von Bebauungspläne ist erforderlich, um kostengünstig und nachhaltiges Bauen zu ermöglichen.

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