Rückschau Veranstaltung im PlanTreff: Hier lässt es sich gut wohnen
„Hier lässt es sich gut wohnen“ war der Titel der Veranstaltung, zu der die mitbauzentrale in den PlanTreff am 03.12.24 eingeladen hatte. Und in den drei gezeigten Wohnprojekten lässt es sich wahrlich gut wohnen. Die vier Referent:innen Rut Gollan, Yvonne Außmann, Nicolas Boissel und Gesche Bengtsson zeigten nicht nur fertige Gebäude, sondern auch den Entstehungsprozess.
wagnisWest in Freiham
Die Vorständin der wagnis eG, Rut Gollan gab Einblicke in das Projekt „wagnis West“, ein gemeinsames Projekt von wagnis eG mit der München West eG. Zusammen mit der Baugruppe, also Mitgliedern der Genossenschaft, die künftig in diesem Projekt wohnen wollten, fand ein Workshop zur Auswahl des Architekturbüros statt. Den Zuschlag erhielt das Büro „AllesWirdGut“. Anstatt der im Bebauungsplan vorgesehenen Reihenhäuser, sollte ein „Gemeinschaftsmacher“ entstehen. Nach Süden hin wurde die Bebauung verdichtet, so dass ein kleiner Dorfplatz entstehen konnte und im Norden ein großer, grüner Freiraum. Miteinander wurde ausgehandelt: Wo sind Begegnungsräume, wo ist Rückzug? Welches Gewerbe halten wir wo aus? Entstanden ist ein stimmiges architektonisches Konzept mit vielen Qualitäten für die Bewohner:innen, aber auch für Freiham. Einen Farbtupfer bringen die Holzfassaden der Häuser in Gelb, Petrol und unterschiedlichen Rottönen. Besonders gelungen ist auch die Bodenbelagsgestaltung auf dem Dorfplatz oder dem „Gelben Platz“. Das Muster der gelben und schwarzen Pflastersteine erinnert an einen Perserteppich und verleiht dem Platz Wohnlichkeit. Für die Bewohner:innen ist „ihr Perser“ identitätsstiftend. Die unterschiedliche Farbigkeit der Steine entstand daraus, dass schon gebrauchte Pflastersteine verwendet wurden und auch die Außenbeleuchtung ist nicht das erste Mal im Einsatz.
Wogeno in Freiham
Einen etwas anderen Ansatz verfolgte die Wogeno eG für ihr Grundstück mit im Bebauungsplan 3 vorgesehenen Häusern. Sie wollten unterschiedliche Gebäude schaffen und haben deswegen mehrere Architekturbüros beauftragt, wovon eines als Masterbüro fungieren sollte. Auch junge Büros sollten so eine Chance bekommen. An einem Wochenende wurden unzählige Modelle zur Findung des Städtebaus gebaut. Der im Bebauungsplan vorgegebene Städtebau entsprach nicht ganz den Vorstellungen der Genossenschaft, sie wünschte sich eine dichtere Bebauung und einen kleinen Platz. Einen Platz, auf dem die Hausgemeinschaft zusammenkommen kann, der aber auch fürs Quartier gedacht ist und andere Menschen einladen soll. An einem Wochenende wurde mit den unterschiedlichen Planern unzählige städtebauliche Studien erstellt und schließlich eine stimmige Variante gefunden. Entstanden sind Häuser, die mit ihrer roten Holzfassade und den am Laubengang hängenden, runden Balkonen identitätsstiftend sind. Zum kleinen Platz hin orientiert sich Gewerbe und ein Gemeinschaftsraum. Für das Gewerbe Mieter:innen zu finden war für die Genossenschaft keine leichte Aufgabe. Mit einer Eisdiele sind aber alle glücklich. Glücklich sind die Bewohner:innen sowohl mit ihrem Haus als auch mit dem Stadtteil Freiham. Die Wogeno eG hat ihre in Freiham wohnenden Mitglieder befragt und hat unter anderem folgende Stimme erhalten: „Der Stadtteil Freiham, in dem wir seit 2022 leben, ist einfach großartig! Zum einen können wir hier die Vorteile der Stadt München genießen: Ausgehen, Kino, Museen – man ist einfach schnell in der Innenstadt und hat alle Möglichkeiten, die die Stadt bietet. Auch Freiham hat viel Potenzial und wir merken, dass sich hier einiges mit unseren Mitbewohnern bewegen lässt. Es fühlt sich an, als ob man mitten in einem aufkommenden Trend steckt, in dem jede kleine Veränderung einen großen Unterschied machen kann.“
Das Mietshäuser Syndikat in Ramersdorf/Perlach
Ein ganz anderes Gebäude in einem ganz anderen Maßstab und in einer ganz anderen Umgebung hat die Gruppe „Görzer 128“ des Mietshäuser Syndikats in Ramersdorf-Perlach gebaut. Hier wurde von der Landeshauptstadt München eine Baulücke an ein gemeinschaftliches Wohnprojekt vergeben. Für dieses Grundstück gab es keinen Bebauungsplan, aber andere Regelungen wie beispielsweise Abstandsflächen nach denen sich die Kubatur des Hauses richten musste. Auch die finanziellen Herausforderungen waren groß. Die Gruppe versuchte möglichst viel in Eigenleistung zu erbringen, wozu Bauherrnaufgaben zählten, und auch der Einbau der Rollläden. Doch nicht nur deswegen ist dieses Haus etwas Besonderes. Das Haus wurde sehr zukunftsfähig geplant, indem voraus gedacht wurde, wie der Grundriss sich verändern könnte und sich an andere Lebensweisen anpassen könnte. Heute sind Clusterwohnungen vorgesehen, eine große WG, die sich mehrere Gemeinschaftsflächen teilt. Theoretisch ist es jedoch möglich, 2 normale Wohnungen pro Geschoss herzustellen. Ein Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss ist nicht nur für die Wohnenden da, sondern auch für das Quartier.
In der anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Natalie Schaller von der mitbauzentrale, stieß Maria Graf, Koordinatorin des Planungsreferates von Freiham dazu. Zunächst wurde die Rolle der gemeinschaftlichen Wohnprojekte in Neubauquartieren, vor allen Dingen in Freiham unter die Lupe genommen. Maria Graf betont hierbei, wie unglaublich wichtig diese Projekte für die Quartiersentwicklung sind: „Durch einen hohen ästhetischen und ökologischen Anspruch, sowie die Gemeinschaft, die sie mitbringen, haben sie eine hohe Strahlkraft ins Quartier“. Dazu passt der Anspruch der Wogeno-Vorständin Yvonne Außmann, die „mehr als wohnen“ schaffen möchte. „Es geht darum eine Heimat zu finden und nicht nur eine Haustür zum Aufsperren“. Ähnlich sieht es auch Rut Gollan von der wagnis eG. Ihr geht es darum Lebensräume zu kreieren, Orte an denen sich die Menschen einbringen können und etwas gestalten können. Diese Projekte machen die Menschen sehr stolz, dieser Stolz wirkt sich sowohl auf das Quartier als auch auf die mitwirkenden Talente in der Nachbarschaft aus. Sie sind sich einig darüber, dass die in Freiham Wohnenden in einen attraktiven Stadtteil gezogen sind, was sie auch der Genossenschaft rückmelden.
Diskussionsrunde
Ein weiterer Fokus der Diskussionsrunde war die Entstehung der Projekte, welche Einflüsse es gibt und welche Hürden aus Sicht der Akteure aus dem Weg geräumt werden sollten. Rahmenbedingungen werden durch Vorgaben im Baurecht, Förderbedingungen und die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens gesetzt. Hier müssen die Projekte eruieren, wo es Freiheiten gibt und da „in die Vollen“ gehen. Die Stadt gibt ihr Möglichstes dazu, doch es ist auch für sie ein enger Korridor. In der abschließenden „Wünsch-Dir-was-Runde“, wünschten sich die Akteure freier agieren zu können. Sie würden weniger Vorgaben im Bebauungsplan begrüßen und in den Richtlinien für den kommunalen Wohnungsbau keine strengeren Anforderungen als in den Landesrichtlinien. Maria Graf wünscht sich weiterhin solch schöne Projekte für Freiham.