Rückschau Veranstaltung: Wohnlabore – jenseits des Standards im PlanTreff

Neue Wege möchte die Landeshauptstadt München mit den „Wohnlaboren“ im geförderten Wohnungsbau gehen. Mit diesem Abend zum Thema „Wohnlabore – jenseits des Standards“ wollte die zuständige Abteilung unter Leitung von Christiane Meier zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen Carole Rausch und Constanze Amborn Ideen geben, welche Möglichkeiten sich mit dieser neuen Förderform bieten.

Wer geförderten Wohnungsbau bauen möchte, muss genau beschriebene „Technische Anforderungen“ erfüllen. Die Wohnungsgrößen sind vorgeschrieben, aber auch die Zimmergrößen (mindestens 14qm für zwei Personen, mindestens 10qm für eine Person), die Anzahl der Zimmer, die Anzahl der Bäder, die Raumhöhe und so weiter. Mit diesen Vorgaben kann eine klassische Familienwohnung gut umgesetzt werden, sie kann aber wenig auf wechselnde Situationen im Leben eingehen. Was sich die Stadt von den Wohnlaboren erhofft, stellte Constanze Amborn vor. Es könnten beispielsweise neutrale, variable und flexible Grundrisse entworfen werden, die auf verschiede Lebensabschnitte und Situationen eingehen können. Aber auch die Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten wird in Zeiten des Homeoffice immer wichtiger. Auch hierfür werden Antworten gesucht. Dies alles immer unter dem Aspekt der Suffizienz: Was brauche ich selbst, was kann man teilen? „Kommen Sie mit Ihren Ideen bitte auf uns zu!“ so Constanze Amborn.

Eines der ersten Wohnlabore wird in München die Genossenschaft „Kooperative Großstadt“ in Neufreimann bauen. Vorstand Christian Hadaller stellte das Konzept der innovativen Grundrisse vor. „Wir sollten so bauen, dass wir möglichst wenig Fläche verbrauchen“, so Hadaller. Aus diesem Grund hat sich die Genossenschaft für ein „atmendes Haus“ entschieden. Das Haus muss auf die Bedürfnisse der Wohnenden eingehen. Die zentrale Idee nehmen dabei sogenannte „Kombiräume“ ein. Räume, die sich in regelmäßigen Abständen zwischen den Wohnungen befinden und entweder einer bestimmten Wohnung zugeschlagen werden, von mehreren Wohnenden benutzt werden können, oder zusammen mit einem weiteren Raum eine kleine Wohnung werden können. In regelmäßigen Abständen soll die Nutzung dieser Räume neu festgelegt werden und diejenigen mit dem dringendsten Bedarf vergeben werden. Durch diese Räume können sich Wohnungen vergrößern, aber auch verkleinern. So soll eine gleichbleibende Anzahl von Wohnenden erreicht werden und keine Lücke entstehen lassen, wenn beispielsweise die Kinder ausgezogen sind.

Nahezu keine technischen Vorgaben beachten muss dagegen die Genossenschaft „Kalkbreite“ aus der Schweiz. Was dann alles möglich ist, stellte Gian Trachsler, Vorstand der Genossenschaft vor. Im zweiten Projekt der Genossenschaft dem „Zollhaus“ in Zürich gibt es einen Anteil von nahezu 50% Nicht-Wohnen. Dies schafft ein lebendiges Umfeld und die angrenzende Gleisterraße wird öffentlich zugänglich. Die Wohnenden leben auf durchschnittlich 29,8m² Fläche pro Kopf. Es gibt drei Wohngemeinschaften für ältere Menschen, eine Besonderheit ist das sogenannte „Hallenwohnen“. Hier wurde ein Stockwerk mit einer größeren Geschoßhöhe erstellt, welches frei von den künftig Nutzenden ausgebaut wurde. Die Wohnenden kommen aus einer Szene, die sich leerstehende Büroflächen zum Wohnen angeeignet hat. Das Geschoss wurde für drei verschiedene Gruppen unterteilt. Gian Trachsler bewohnt selbst mit seiner und einer anderen Familie einen Teil. Die beiden Familien haben sich einen großen gemeinschaftlichen Bereich geschaffen und sehr kleine Individualräume hergestellt. Nebenan wohnt die Gruppe „zurWolke“. Hier gibt es nur die rechtlich notwendigen Wände, individuelle Flächen werden mit rollenden, individuell gestalteten „Wohntürmen“ kreiert. Ungefähr jedes halbe Jahr wird umgeräumt und die Türme bekommen eine neue Position im Raum. Solch innovative Konzepte sind sicherlich einzigartig und schwer zu reproduzieren. Aber der Blick über den Tellerrand zeigt was alles denkbar ist abseits der Norm.

Anschließend erfuhren die Zuhörenden dieser Veranstaltung, welche Funktion der bunte Punkt, den sie am Eingang erhalten haben, erfüllen sollte: sie waren nun zum Mitdenken aufgefordert. In vier Workshoprunden mit verschiedenen Themenschwerpunkten diskutierten Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen. Das Themenfeld „Gemeinschaft“ wurde von Anne Krins aus der mitbauzentrale moderiert. Hierbei wurde deutlich, dass kontinuierlich an der Kommunikation gearbeitet werden muss.

Auch bei der Frage „Wie kann Fläche durch gemeinschaftliche Flächen gespart werden“ wurde der Aspekt der Überzeugungsarbeit genannt. In den weiteren drei Workshops zu den Themen „Suffizienz“, „Flexibilität und „Wohnen und Arbeiten“ kamen Aspekte wie „Funktionen mischen“, „Austausch und Menschen treffen“, „Raumneutralität“ und der „Wohnungstausch im Quartier“ zur Sprache.

Nicht zu übersehen an diesem Abend war, dass die Zuständigen für Wohnlabore bei der Landeshauptstadt München Constanze Amborn und Carole Rausch freuen sich über neue Herausforderungen und wollen mit ihren neuen Möglichkeiten möglichst viel innovativen und bezahlbaren Wohnraum fördern. Mit dieser Veranstaltung haben sie Menschen, die in diesem Bereich als Planende oder Bauherren tätig sind, einen Strauß an Ideen mitgegeben.

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